Der Körper in der österreichischen Avantgarde der 1960er und 70er
In diesem Symposium beschäftigen wir uns mit der Frage, wie der Körper in der Österreichischen Avantgarde der sechziger und siebziger Jahre thematisiert wurde. Wir analysieren diese Periode aus der heutigen Perspektive. Wie bereits um die vorige Jahrhundertwende, verwandelte sich das nach dem Zweiten Weltkrieg isolierte und rückständige Wien in den Sechzigern und Siebzigern ein weiteres Mal in eine Art Labor –„a little world in which the big one holds ist tryouts“ (Carl Schorske).
Gerade österreichische KünstlerInnen, SchriftstellerInnen und ArchitektInnen waren im Vergleich zu ihren internationalen Kollegen besonders früh an den körperlichen und psychologischen Auswirkungen, sowie Folgen dieser neuen Entwicklungen interessiert.
Mit Beiträgen von: Bart Lootsma, Alexa Baumgartner, Julia Brennacher, Katerina Haller, Lena Nievers, Jürgen Tabor, Mélanie van der Hoorn, Magdalena Beirer, Viviane Brix, Lisa Öttl, Sophia Frank, Tobias Stenico, Christine Gasser, Nina Rattensperger, Carmen Oberwalder, Benjamin Schmid, Melissa Florescu, Jana Wörn, Alexandra Angerer.
Die Österreichische Avantgarde der 60er und 70er Jahre orientierte sich bewusst international um die Rückständigkeit der Nazi-Zeit in Österreich zu kompensieren. Theoretiker und Philosophen, wie Marshall McLuhan, Herbert Marcuse, Timothy Leary und Wilhelm Reich, beeinflussten KünstlerInnen, aber vor allem auch individuelle Architekten wie Raimund Abraham, Hans Hollein und Walter Pichler, sowie durch Jazz- und Popbands inspirierte Kollektive, darunter Haus-Rucker-Co, Coop Himmelblau und Zünd-Up. Der Körper bekam einen zentralen Platz in Aktionen und Performances, aber auch in Entwürfen, Installationen und Gebäuden. Die Grenzen zwischen Architektur, Mode, Kunst und Design hörten auf zu existieren.
Im Symposium „Alles ist Architektur“ wird aus heutiger Sicht auf diese bemerkenswerte Episode der Österreichischen Kultur zurückgeblickt. Was bedeuten die Ideen und Werke aus dieser Zeit heute? In wieweit antizipieren diese Vorstellungen unserer Zeit über Körper, Gender, Technologie, Umwelt und gesellschaftliche Organisation? Anhand von Deleuze und Guattari, Peter Sloterdijk und Paul Beatriz Preciado analysieren wir die Ereignisse der Österreichischen Avantgarde und kommen zu neuen Interpretationen, die die Bedeutung der Arbeiten aus jener Zeit zeigen.
29.06.2016, 11 Uhr ST; Architekturtheorie – HSB 11