How To Live Together
Viele Menschen können heute wegen räumlicher Peripherisierung und sozialem Abstieg nicht mehr teilhaben an gesellschaftlichen Prozessen, Arbeitsverhältnisse werden zunehmend prekär und der Wohnraum zur knappen Ressource. Wie reagieren die Architekten darauf? Durch die Individualisierung sozialer Fragen, die aber nur kollektiv beantwortet werden können, verlieren wir Werte wie Teilhabe und Zusammenhalt aus dem Blick, dabei ist die Frage nach der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse aktueller denn je. Was sind die Voraussetzungen für das gesellschaftliche Zusammenleben?
Das Seminar lädt zum Nachdenken darüber ein, was – im privaten Kleinen und im politisch Großen – den gesellschaftlichen Zusammenhalt ausmacht, was er uns wert sein sollte und welche Rolle die Architektur dabei spielt. Hier können wir eine stille Revolution beobachten, die wir uns im Seminar anhand verschiedener Beispiele für (alternative, kollektive, besondere, experimentelle oder geteilte) Formen des Wohnens ansehen werden. Darüber hinaus werden wir uns mit Theorien der Gerechtigkeit und Arbeit und mit sozialphilosophischen Themen auseinandersetzen. Von Architekten angestoßen, die – learning by doing – das Wohnen anders organisieren wollen (zumindest gesellschaftsverträglicher, als es der Markt tut) versuchen wir Antworten zu erhalten auf unsere Fragen: Kann und soll Architektur eine neue sozialen Absicherung schaffen? Wie verändert die „Sharing Economy“ unsere Sichtweise auf Eigentum und das Verhältnis zwischen Mein und Unser? Kann Architektur prinzipiell gleiche oder gerechtere Lebensverhältnissen erzeugen? Führt gemeinschaftliches Bauen wirklich zu mehr sozialer Egalität oder geraten Projekte zum hippen Lifestyle für ohnehin Privilegierte?
Abb.: Ute Zscharnt