Radical Austria, Alles ist Architektur
Die experimentellen Arbeiten der österreichischen Architekturkollektive und Designer von Anfang der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre ist als „österreichische Avantgarde“ bezeichnet worden.
Die Vorlesung Architekturtheorie M widmet sich dem bewusstseinserweiternden, Grenzen verschiebenden und gesellschaftskritischen Arbeiten dieser Designer.
Sie akzeptierten keine Grenzen von Definitionen und Disziplinen zu akzeptieren, schufen sie Gebäude, Umgebungen, Objekte, Mode, Performances, Möbel und sogar Erfahrungen.
Arbeiten von Gruppen wie Coop Himmelb(l)au, Haus-Rucker-Co, Zünd-Up und unabhängigen Designern und Künstlern wie Walter Pichler, Hans Hollein und VALIE EXPORT sind eine Reaktion auf gesellschaftliche und technologische Entwicklungen, aber auch auf den österreichischen Kontext. Was die österreichische Avantgarde von ihren italienischen und britischen Zeitgenossen unterscheidet, ist dass ihre Entwürfe oft über die Konzeptphase hinausgehen. Viele Arbeiten sind tatsächlich ausgeführt worden und ermöglichen zu erleben, wie neue Technologien die Welt die Welt in naher Zukunft verändern werden.
Ausgehend von dem von Hans Hollein formulierten Spruch ‚Alles ist Architektur‘, gestalten er und seine österreichischen Zeitgenossen ihre Vision der Welt in allen möglichen Bereichen: von aufblasbaren Unterkünften bis zu Performances, von Mode zu Möbeln und von Fernsehsendungen zu Städten der Zukunft. Schon früh beginnen sie mit der Kybernetik zu experimentieren, Raumfahrt, Drogen, Medien und Geschlecht. Sie finden Inspiration in der Popkultur finden, organisieren sie sich oft als improvisierende Kollektive, nach dem Vorbild der psychedelischen Rockgruppen.
Die Verbindung von Experiment und Analyse macht die österreichische Avantgarde zu einer der radikalsten Bewegungen der damaligen Zeit. Ihre Themen sind auch heute noch aktuell: Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Mensch und Maschine, Kommunikation versus Isolation und der Wunsch nach der Schaffung persönlichen Blasen. Die Visionen dieser aktivistischen Designer waren oft vorausschauend Anstatt zurückzublicken, und zwingen uns, uns erneut die Zukunft zu stellen.
Die Vorlesungen erscheinen als Podcast auf der Website www.architekturtheorie.tv, unter Vorlesungen, AT M SM 2022.