Hypnerotomachia Naturae
Der Begriff Hypnerotomachia stammt aus der Literaturgeschichte. 1499 veröffentlichte ein Autor namens Francesco Colonna, dessen Identität bis heute rätselhaft bleibt, einen Roman mit dem Titel „Hypnerotomachia Poliphili“. Dabei handelt es sich um ein Werk, in dem es um eine besondere Art von Liebestraum geht – vielmehr den Kampf um Liebe in einem Traum. Der Hauptprotagonist Poliphilo geht in seinem Traum einen Weg, in dem eine zauberhafte Architektur und Natur eine besondere Bedeutung zukommt.
Als rätselhaftes Architekturtraktat inspirierte die Hypnerotomachia Polyphiliviele spätere ArchitektInnen. Zuletzt veröffentlichte Alberto Pérez–Gómez eine zeitgenössische Variante, Polyphilo, or The Dark Forest Revisited, An Erotic Epiphany of Architecture, bei dem der Wald der ursprünglichen Version durch eine Hightech-Umgebung ersetzt wurde.
Im Bachelorstudio 2019/2020 setzen wir uns also mit dem Traum der Natur auseinander – ob es nun um unseren Traum von Natur in einer Welt geht, die heutzutage zum Großteil von Menschen bestimmt ist, oder den Traum, den ArchitektInnen haben, um eine neue Natur zu entwerfen oder schließlich um die Träume der Natur selbst, die sie sich verwirklichen möchte.
Der Bezug zur Natur hat in der Architektur eine lange Tradition, die sich in der Architekturtheorie nicht nur in vielen Traktaten, sondern auch in der architektonischen Gestaltung allgemein in unzähligen plastischen Motiven niederschlägt, z. B. den ornamentalen Dekorationen bzw. dem floralen Schmuck von Kapitellen. Das Spektrum reicht aber bis zu allerlei mythischen Mensch- und Tiergestalten, wie Kariatyden, Schildkröten, Schlangen, Elefanten etc.