„Architecture is not simply about space and form, but also about event, action, and what happens in space.“ Bernard Tschumi, The Manhattan Transcripts, 1981
Es gibt Gebäude, die man nie wirklich kennen, geschweige denn verstehen wird, wenn man nicht dort gewesen ist. Natürlich können Fachleute Pläne und Schnitte „lesen“, können Laien sich an Zeichnungen, Modellen, Filmen und Fotografien vorstellen, wie die Realität aussieht, aber je komplexer die Architektur und ihre Umgebung, umso schwieriger wird es. Das große Dilemma und Pardox bei Architekturausstellungen ist es ja, dass man genau die Architektur, um die es geht, nicht 1:1 ausstellen kann; sie ist meist zu groß für die Ausstellungsräume. Man muss auf andere Medien und Displays zurückgreifen: auf Miniaturen, also Modelle, auf Abbildungen, also Fotografien, aber auch Filme oder Animationen, auf Zeichnungen, Pläne, etc… All dies muss jedoch nicht nur ein schwacher Ersatz, nicht nur ein Substitut für die Abwesenheit des Originals sein, es könnte doch auch von Vorteil sein, um z.B. komplexe Zusammenhänge oder Details zu vermitteln?
Im Seminar „kuratorische Praktiken“ werden wir uns mit Architekturausstellungen im Allgemeinen, wie sie in Architekturmuseen, auf Bienalen, IBAs und EXPOs zu sehen sind, auseinandersetzen. Die SeminarteilnehmerInnen werden aber auch am konkreten Beispiel der Ausstellung über Leopold Gerstels Werk und Lehre, die Möglichkeit bekommen, praktische Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln.
Leopold Gerstel (1925 – 2010) hatte durch seine radikalen Ideen zu Architektur, Stadt und Landschaft einen gehörigen Einfluss auf seine Studenten in Haifa (Israel) und in Innsbruck. Nun soll er posthum mit einer Ausstellung in Israel und Innsbruck geehrt werden. An diesem Forschungsprojekt, initiiert vom Technion – Israel Institute of Technology in Haifa, arbeitet auch das Institut für Architekturtheorie.